Archiv für den Monat November 2014
Uber auf dem besten Weg zum Mobilitätsgiganten

Krisenzeiten bei Uber – aber die Aussichten sind rosig
Es war ein Skandal von einer Größenordnung, dass ihn selbst ausgebuffte PR-Profis nicht mehr einfangen konnten: Die Uber-kritische Tech-Journalistin Sarah Lacy sollte mit einer Schmutzkampagne überzogen werden, pikante Details aus ihrem Privatleben ausgegraben werden – diesen besonders durchdachten Vorschlag äußerte Emil Michael, Ubers Senior VP for Business, am Freitag bei einer Veranstaltung in New York. BuzzFeed berichtete über die fehlgeleitete Idee; außerdem enthüllte das US-Medium, dass Uber-Manager auch Einblick in die Fahrtrouten und damit die persönlichen Daten von Journalisten nahmen. Das PR-Desaster war perfekt.
Ein Skandal, der zur Unzeit kommt. Denn eigentlich versucht das Unternehmen alles, um sein Arschloch-Image abzustreifen. Und dann sind da die schier endlosen Proteste von Taxi-Fahrern rund um den Globus, Taxizentralen, die mit einem weltweiten Verbund gegen den US-Konkurrenten aufrüsten; nicht nur in Deutschland legen sich die Gerichte quer, Uber muss Fahrer daher angeblich schon mit Sonderboni dazu bringen, überhaupt Fahrten anzubieten und wer dieser Tage in Berlin ein UberBlack-Auto rufen will, dem offenbart die App: keine Fahrer unterwegs, nichts, nada.
Uber geht durch die tiefste Krise seiner Unternehmensgeschichte. Und doch scheinen Investoren gewillt, auf die bereits vorhandenen anderthalb Milliarden US-Dollar an Funding bald noch eine oder gar zwei weitere Milliarden draufzulegen. Das Unternehmen, das bei der letzten Finanzierungsrunde im Juni mit 17 Milliarden bewertet wurde, wird dann irgendetwas zwischen 25 und mehr als 30 Milliarden wert sein.
Woher kommt dieses scheinbar grenzenlose Vertrauen? Was macht das Startup für Investoren derart attraktiv? Und wo steht das Startup, das heute schon längst nicht mehr nur ein Limousinen-Service ist, derzeit wirklich?
- Zusätzliches Kapital wäre für Uber tatsächlich nur ein nice to have. Von der letzten Finanzierungsrunde soll Uber noch eine Milliarde Dollar übrig haben. Das heißt, das Startup ist weit weg davon, dringend auf frisches Geld angewiesen zu sein – doch weil das Kapital billig ist und sich Investoren offenbar um Uber-Anteile regelrecht prügeln, ist der Zeitpunkt für weiteres Fundraising schlicht günstig.
- Die Umsätze des 2009 gegründeten Unternehmens zeigen steil nach oben: Nach Informationen von Business Insider dürfte Uber spätestens Ende 2015 auf einen Bruttoumsatz von zehn Milliarden US-Dollar zusteuern. Pro Fahrt behält das Unternehmen etwa 20 Prozent Gebühren ein – macht einen Nettoumsatz von zwei Milliarden. Laut CEO Travis Kalanick verdoppeln sich die Umsätze derzeit „mindestens alle sechs Monate“, in einigen seiner größten Märkte sei Uber bereits profitabel. Das Besondere: Den Löwenanteil seines Umsatzes macht Uber offenbar in weniger als zehn Städten auf der ganzen Welt. Das Wachstumspotenzial in den den restlichen 140 bereits erschlossenen Städten dürfte demnach gewaltig sein.
- Bisher ist Uber in 46 Ländern vertreten, mit dem frischen Kapital der nächsten Runde soll vor allem nach Asien, Lateinamerika, Osteuropa und Afrika expandiert werden. Das sind Regionen voller Wachstumsmärkte und mangelhaft bis gar nicht ausgebautem öffentlichen Nahverkehr – beste Voraussetzungen vor allem für die Low-Cost-Angebote von Uber.
- Uber dürfte dem Druck von Taxifahrern, Politik und Gerichten standhalten. Gesetzesänderungen kann Uber zwar nicht mit seinem Geld erkaufen (zumindest sollte das nicht möglich sein) – aber für die Lobbyistenschlacht ist das Unternehmen bestens gerüstet, Kalanick hat hierfür absolute Top-Leute wie Ex-Obama-Berater David Plouffe eingestellt, um die Stimmung zugunsten von Uber zu drehen. Da ist zwar noch einiges zu tun. Und die vergangenen Tage haben die Aufgabe nicht einfacher gemacht. Aber man muss auch festhalten: Bisher musste sich Uber wegen regulatorischen Drucks nur aus einer einzigen Stadt – Vancouver – zurückziehen.
- Neben Expansion in weitere Weltregionen gibt es bei Uber Pläne, in weitere Geschäftsfelder vorzustoßen. Das Startup, das einst als Limousinen-Service begann, macht heute schon viel mehr: Mitfahrgelegenheiten, Taxi-Vermittlung – und Warentransport. Uber hat schon mit dem Ausliefern von Mahlzeiten, Speiseeis oder Impfstoffen experimentiert. Mit UberEssentials kann man sich in Teilen Washingtons bereits heute Bedarfsgegenstände wie Halsbonbons oder Rasierklingen an die Haustür bringen lassen. Steht Ubers Logistik-Infrastruktur einmal, so sind noch viel mehr Anwendungen für Quasi-Echtzeit-Delivery denkbar. Eine „Kreuzung aus Lifestyle und Logistik“, so versteht sich das Uber der Zukunft.
- Mittelfristig will das Unternehmen damit auch noch den traditionellen Mietwagenmarkt obsolet machen – auf lange Sicht rechnen die Uber-Vordenker ohnehin damit, dass die ownership society zu Ende gehen wird, das eigene Auto in Städten und Agglomerationen überflüssig wird, weil Uber-Wagen zu einem vernünftigen Preis ständig verfügbar sind.
- Übrigens: Fahrer für die Uber-Flotte braucht das Unternehmen dann vermutlich nicht mehr. CEO Kalanick gilt als Fan selbstfahrender Autos. Bei denen ist eine weiteres Silicon-Valley-Unternehmen Vorreiter: Google. Über Google Ventures hat der Suchmaschinenkonzern übrigens mehr als eine Viertelmilliarde Dollar in Uber investiert. Kein Wunder, dass Google auch immer wieder als möglicher Käufer für Uber genannt wird. Den Investoren dürfte dieses Exit-Gedankenspiel gefallen.
Quelle: http://www.gruenderszene.de/allgemein/uber-krise-mobilitaetsgigant
Delphis Self Driving Car
Do you know Delphi (or Formerly Delphi Packard)? It is one of the biggest worlds automotive suppliers, just like Magna (formerly Magna Steyr).
Here is the great story that outlines, why the next five years in automotive engineering will dramatically change the whole picture, how we see cars and what will be the next big thing in automotive driving.
„Google gets most of the attention when it comes to self-driving cars. And when it isn’t getting all the love, people focus on the efforts of premier automakers like Audi and Tesla. But the autonomous vehicle that makes human driving a quaint pastime may well come from an auto industry stalwart many people have never heard of: Delphi.
Delphi is one of the world’s largest automotive suppliers and has been working with automakers almost as long as there have been automakers. And it’s got a solid history of innovation. Among other things, it built the first electric starter in 1911, the first in-dash car radio in 1936, and the first integrated radio-navi system in 1994. Now it’s built a self-driving car, but it won’t be sold to the public. This robo-car, based on an Audi, is a shopping catalog for automakers. The car is contains every element needed to build a truly autonomous system, elements Delphi will happily sell.
In other words, it’s an off-the-shelf autonomous system that could help automakers catch up with Google.
The Jump Forward
Delphi has a long history in passive safety systems—things like airbag deployment electronics—and began the progression to active safety that strive to prevent rather than merely mitigate crashes. Delphi got in the game in 1999, when Jaguar used Delphi’s radar system in the adaptive cruise control first offered on the 2000 XKE. Today, Delphi offers a range of active safety systems, from automatic emergency braking to blind spot detection to autonomous lane keeping.
Until now, those systems have operated independently of one another. Delphi wanted to make them work together. “The reality of automated driving is already here,” says John Absmeier, director of Delphi’s R&D lab in Silicon Valley. “It’s just been labeled mostly as active safety or advanced driver assistance. But really, when you take that one step further and marry it with some intelligent software, then you make automation. And you make cars that can navigate themselves.”
That marriage has come through a partnership with Ottomatika, a company spun out of Carnegie Mellon’s autonomous vehicle research efforts to commercialize its technology. Delphi provides the organs—the sensors and software for controlling the car. Ottomatika adds a central brain and nervous system—the control algorithm to bring all the data from sensors into one place and tell the car what to do. The result is Delphi’s Automated Driving System, a name so boring you’ve likely already forgotten it.
Work Like a Robot, Drive Like a Nun
The name is lame (even if the unintended acronym, DADS, is pretty funny), but at least Delphi had the sense to pack the tech into a 2014 Audi SQ5, which it chose simply because it’s “really cool,” Absmeier says. (The company changes up its showcase vehicles; earlier this year it rolled into CES with a Tesla Model S and Fiat 500.) At first glance, the car seems stock, but it’s actually covered in high-tech sensors.
A camera in the windshield looks for lane lines, road signs, and traffic lights. Delphi slapped a midrange radar, with a range of about 80 meters, on each corner. There’s another at the front and a sixth on the rear. That’s in addition to the long-range radars on the front and back, which look 180 meters ahead and behind. They’re all hidden behind the bodywork, but the LIDAR on each corner need a clear view. So Delphi put them behind acrylic windows. “We tried to make it look pretty,” Absmeier says. The Audi designer who styled the SQ5 might consider the changed look an affront, but he’s probably not as annoyed as the Lexus employee who sees Google sticking a spinning LIDAR on the roof of the RX450h like a police siren.
To give the computer command of the SUV, engineers tapped into the electronic throttle control and steering, and added an actuator to control the brakes. The interior is essentially as it appears in an Audi showroom but for the addition of an autonomous mode button, which you twist to turn on and push to turn off.
Riding in the SQ5 in autonomous mode felt like being driven around by a nun (or at least like the former nun whose car I’ve traveled in a few times). It’s super conservative, accelerating slowly and braking early. No speeding, even on the highway to match the speed of traffic. (It’s likely this was the first time I was in a car that followed the speed limit on a highway off ramp.) It doesn’t turn right on red, which subjects the test drivers to honking and the occasional middle finger from annoyed humans. These are settings Delphi’s engineers could easily change, but for now they’re playing it safe. Very safe.
The emphasis on caution aside, the car drives remarkably well, even adjusting its position within its lane when neighboring cars get a bit close. In a 30-minute that included side roads, main thoroughfares, and Highway 101, the system faltered just twice. After accelerating after a light turned green, the car hit the brakes suddenly, apparently spooked by a car approaching quickly from the right. Pulling into Delphi’s parking lot, it hit a speed bump without slowing down. (Obstacles that are close to the ground, like speed bumps and curbs, are among the hardest things for the car’s sensors to pick up, Absmeier says.) The human in the driver’s seat, Delphi systems engineer Tory Smith, took the controls just once, to make a quick lane change the car was too timid to execute. That kind of caution is what Delphi wants. “If everything’s working, it should be boring,” Absmeier says. “We want boring.”
The Modular Approach
Google is taking a “moonshot” approach, aiming to put a fully autonomous car on the market within five years. Delphi, despite having developed an impressive system, is more circumspect about the prospect of eliminating the role of humans in the operation of a motor vehicle. “There’s a lot of romantic speculation—hype—around in the industry about that now,” says Owens. “I don’t know when we’ll get there, or if we’ll ever get there.”
And while Delphi likes the idea of one day selling a drop-in autonomous system, Absmeier says that’s not really the point of this project. “The platform enables us to build out all those different components that are required to make an automated driving system in a car, and OEMs can either take the whole package or they can say I want that algorithm and that sensor and that controller, or whatever it is that they need.”
A flexible system is the smart play, Delphi CTO Jeffrey Owens says, because automakers aren’t yet sure exactly what they want to offer. “They don’t know what path they’re gonna go down. They don’t know what governments are going to require, they don’t know what governments are going to not allow. They don’t know what consumers will pay for … They don’t know what insurance companies will incentivize and what they don’t care about. They don’t know what will help them in JD Power and what will hurt them in JD Power.”
That means that whether an automaker is shopping for systems to put in a luxury or bargain car, high volume or low, to meet regulations in the US or China, it can pick and choose the elements of Delphi’s system that it needs. And that’s good for Delphi, which is already in discussions with customers to sell elements from the self-driving platform in the next two years.“
Source: http://www.wired.com/2014/11/delphi-automated-driving-system/
Die Zukunft der Menschheit wird fantastisch
Wie werden wir in 100 Jahren leben? Diese Frage hat der Physiker Michio Kaku den 300 klügsten Köpfen aus Wissenschaft und Forschung gestellt. Die Antworten sind atemberaubend.
Schöne neue Welten: Zum Beispiel im All. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts machte man sich intensiv Gedanken über Kolonien im All als alternativem Lebensraum – zum Beispiel bei der Nasa. Die ließ auch gleich mal skizzieren, wie so etwas aussehen könnte. Hier: Eine „zylindrische“ Kolonie, entworfen von Rick Guidice.
Quelle: http://www.welt.de/wissenschaft/article112447946/Die-Zukunft-der-Menschheit-wird-fantastisch.html

Preisdiskrimierung, Big Data und objektiv richtige Preise einer Ware aufgrund persönlicher Werteinschätzung
Amazon Echo schlägt Wellen
Netzwerklautsprecher mit integriertem Personal Assistant

Bild: Amazon.com
Amazon hat überraschend „Echo“ vorgestellt, einen Netzwerklautsprecher, der nicht nur Musik abspielt, sondern permanent lauscht und auf Zuruf Fragen beantwortet, die Todo-Liste ergänzt und mehr.
Die knapp 24 cm hohe schwarze Röhre mit einem Durchmesser von 8,3 cm „Amazon Echo“ ist einerseits ein über Bluetooth und WLAN verbundener Netzwerklautsprecher, der sich von Smartphone oder Tablet mit Musik von iTunes, Pandora und Spotify beschicken lässt. Andererseits wartet der mit Fernfeldmikrofonen und Spracherkennung ausgerüstete Echo auf Sprachkommandos. Dabei betont Amazon in dem Werbespot, dass man Echo nicht anbrüllen muss, sondern „überall im Raum gehört“ wird. Wie Apples „Siri“ und Googles „Ok, Google“ aktiviert ein offenbar wählbares Keyword – im Video „Alexa“ – den integrierten Personal Assistant. Alternativ soll man den Echo offenbar mit der dem Amazon Fire TV beiliegenden Voice Remote mit Mikrofontaste steuern können.
Laut Amazon gibt Echo Auskunft über das Wetter, buchstabiert Wörter, stellt den Wecker, spielt die Lieblingsmusik, rezitiert Wikipedia-Einträge, fügt der Einkaufsliste Einträge hinzu und so weiter. Das „Hirn“ von Echo sind die Amazon Web Services, über die ständig neue Kommandos ergänzt werden sollen.
Hochwertige Bass-Lautsprecher (2,5 Zoll) mit Bassreflex und Hochtöner (2 Zoll) versprechen klaren und verzerrungsfreien omnidirektionalen Klang. Über die Sprachsteuerung sollen sich Amazon (Prime) Music, iHeartRadio und TuneIn steuern lassen, während Musik von Spotify, iTunes und Pandora nur über Bluetooth von Mobilgeräten aus übertragen werden.
Amazon Echo gibt es vorerst nur in den USA zum Preis von 199 US-Dollar; Prime-Kunden müssen nur 99 US-Dollar bezahlen. Noch kann aber nicht jeder Echo kaufen. Interessenten müssen sich bewerben und bekommen eine Mail von Amazon, falls das Los auf sie fällt.
Fans von „Star Trek: The Next Generation“ („Computer … !?) werden ihre Freude an dem Gerät haben, wenn Echo das verspricht, was der Werbeclip von Amazon suggeriert. Auf Privatsphäre bedachte Naturen werden hingegen einen großen Bogen um den Lautsprecher machen und keinesfalls eine Amazon-Wanze im Wohnzimmer dulden – Microsoft kann ein Lied davon singen, man erinnere sich an das Horch und Guck der Xbox One. Ob es da hilft, dass Echo einen Schalter zum Deaktivieren des Mikrofon-Arrays besitzt, ist fraglich.
Doch was bezweckt Amazon mit dem Echo? Es wird ja kaum darum gehen, Eric Schmidt bloß zu beweisen, dass Amazon tatsächlich Googles größter Konkurrent ist. Sollte es wie beim Kindle (Fire) oder Fire TV (Stick) vor allem darum gehen, Amazons Inhalte besser an die Kunden zu bringen – also Bücher, Videos und Musik? Wohl kaum. Im Endeffekt dürfte es darum gehen, den Nutzern den perfekten Shopping-Assistenten an die Seite zu stellen, der die ausgesprochenen Wünsche direkt in dem Amazon-Einkaufskorb platziert …
Das liegt wohl an den grundverschiedenen Voraussetzungen. Star Trek
spielt aus menschlicher Sicht in einer Zukunft, in der die Existenz
des Individuums (zumindest der Spezies Mensch) ganz
selbstverständlich durch die allgemeinverfügbare Technik gesichert
ist. An der Stelle läßt sich die Technik wirklich nur noch gemäß der
Überzeugung der Spackeria (die sind seit NSA auch recht still
geworden) im Rahmen von Peinlichkeit gegen andere einsetzen. Heute
geht es dagegen darum, das Individuum bis an die Grenze der
(ökonomischen) Existenzfähigkeit auszupressen – und manchmal auch
darüber hinaus! (Source: http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Re-Reaktion-der-Science-Fiction-Fans/forum-287951/msg-26049853/read/)
Die Zeit ergänzt: http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-10/absolute-preisdiskriminierung
Jeder hat seinen Preis
Unendlich viele Preise für ein Produkt: Einer der größten kapitalistischen Träume ist gerade dabei, in Erfüllung zu gehen. Big Data macht es möglich

Supermarkt | © dpa
Die Zeichen dafür, dass sich das kapitalistische Nirwana nähert, mehren sich. Florian Stahl sieht sie überall. Beim Einkauf im Netz, in den USA, in Deutschland. Beispielsweise kürzlich in New York, als sich der Professor für quantitatives Marketing an der Universität Mannheim bei Booking ausloggte, die Cookies löschte, dann seine Hotelanfrage noch einmal startete, diesmal anonym. Da war das gleiche Zimmer plötzlich günstiger. Weil der Algorithmus ihn nicht mehr identifizieren konnte, schlug er ihm einen anderen Preis vor. „Die Preismechanismen sind dabei, sich zu ändern“, sagt Stahl, „und zwar fundamental“.
Im Prenzlauer Berg, im Kaiser’s Supermarkt in der Winsstraße, wo sich Berlin früher zum Flirten traf, drängen sich die Kunden vor einem roten Ständer mit einem Bildschirm. Sie halten eine Karte vor den mannshohen Apparat. Weißes Licht streichelt ihre Hände, ihre Extrakarte wird gescannt, ein leises Summen begleitet das Erscheinen des Bons, darauf ihre Preisabschläge. Dann bin ich dran.
Ich checke ein in die Beta-Phase der dritten industriellen Revolution. Bald soll mich der Kaiser’s Algorithmus komplett verstehen, meine Wünsche vorhersagen können, noch aber kennt er mich nicht. Er hat bisher keinen einzigen Kassenzettel von mir gescannt, nur meine neue Extrakarte. Es ist ein Riesenerfolg in der Kundenkarten-Welt: Ein Drittel der Stammkäufer wurde in den ersten zwei Monaten seit der Einführung Nutzer. Mein Ausdruck zeigt „Ihre persönlichen Angebote heute“: Je 20 Prozent Abschlag für Harry Brot (noch nie gehört) und Bärenmarke Alpenfrische Vollmilch (dachte, die machen nur Kaffeesahne); für Barilla Nudeln gibt es 30 Prozent, für Ritter Sport und Lätta Margarine sogar 40.
Jeder zahlt einen anderen Preis
Hannes Grassegger ist Ökonom und schreibt unter anderem für „Brand Eins“, DIE ZEIT oder die „NZZ“. Er hat einen Essay über den Umgang mit dem neuen Datenkapitalismus veröffentlicht: „Das Kapital bin Ich“ | © Kein & Aber | © Kein & Aber
Vor gut hundert Jahren beobachtete Arthur Cecile Pigou, Professor in Cambridge, ein seltsames Phänomen: Er sah ins Herz des Kapitalismus und es war leer. Der Preis, um den sich die Marktwirtschaft als System der freien Preise dreht, existierte in Wahrheit gar nicht. In The Economics of Welfare von 1920 beschrieb Pigou seine Beobachtung im Kapitel Das spezielle Problem der Eisenbahntarife: Für eine identische Leistung, die gleiche Bahnfahrt von A nach B, zahlten Menschen freiwillig verschiedene Tarife, je nach Klasse. Pigou erkannte, was für die Ökonomie heute so elementar ist wie die Unschärferelation für die Physik: Es gibt keinen objektiv richtigen Preis einer Ware. Es gibt einzig persönliche Werteinschätzungen.
„Preisdiskriminierung“ nannte Pigou die Unterscheidung von Menschen nach den Preisen, die sie für das gleiche Produkt zu zahlen bereit sind. Für Händler ist sie eine wunderbare Möglichkeit, mehr für die gleiche Leistung zu kassieren. In der Vollendung der Preisdiskriminierung, der „Preisdiskriminierung ersten Grades“ könnten Anbieter, so Pigou, jedem einzelnen Käufer einen Höchstpreis für die Bahnfahrt setzen – und ihm so alles abnehmen, was er überhaupt zu zahlen bereit ist. Fortan lernte jeder Ökonomiestudent die totale Preisdiskriminierung als den heiligen Gral des Kapitalismus kennen.
An der Kaiser’s Kasse zeige ich die Extrakarte, piep!, registriert. Jeder Kauf verändert meine zukünftigen Preise: Ladenpreis minus persönlicher Rabatt. Erst einmal bin ich auf keines der Angebote eingegangen, weder Lätta noch Ritter Sport. Am Scanner hole ich mir den nächsten Bon. Wieder das gleiche Angebot. Dreimal muss ich da durch. Dann ist der Algorithmus angeblich soweit.
Personalisierte Angebote als letzte Möglichkeit, den Umsatz zu steigern
Fixe Preise schaffen einen versteckten Sozialvertrag, wie einheitliche Krankenkassenprämien. Hinter Einheitspreisen in Supermärkten, Bahnhöfen und Drogerien steckt ein Gesellschaftskonzept: Alle Käufer sollen gleich sein.
Einheitspreise schaffen Gewinner und Verlierer – dem einen ist etwas eigentlich mehr wert, dem nächsten ist es fast zu teuer. So subventionieren wir einander, vom Joghurtkauf bis zur Taxifahrt. Am meisten profitiert der Durchschnittsmensch. Im Massenmarkt seien personalisierte Preise bislang technisch unmöglich, sagt Florian Stahl, weil sie das Wissen über die Wertschätzung des Käufers für ein bestimmtes Produkt zu einem bestimmten Moment voraussetzten. In diese Wertschätzung könne theoretisch alles einfließen, bis hin zur Wetterlage, wie bei Eis oder Jacken. „Den individuellen Höchstpreis zu erkennen, ist eigentlich ein unendliches Problem“, sagt Stahl.
Lange entsprachen Preise im Alltag dem geschätzten Wert dessen, was unterschiedliche Käufer im Schnitt zu zahlen bereit waren. Bis die Computer kamen, das Internet, Facebook, Google, Scanner, Produkt-IDs, In-Store-Cams, Smartphones – ein Arsenal zur Datafizierung von Personen, deren Vorlieben, Verwandtschaftsverhältnissen, Jobs, Bewegungsmustern, Wertvorstellungen. Seit Kurzem gibt es nun Algorithmen, die die Daten zu dynamischen, individuellen Preisen zusammenrechnen können, wie zuerst die Flugpreise, dann die Hotelpreise, die Elektrizitätspreise und so weiter. Jetzt deutet sich an, dass sich alles herunterbrechen lässt auf den Einzelnen. Es ist, als ob ein Märchen wahr würde.
Das Klingelschild ist golden, Oderberger Straße 44, beste Lage im Prenzlauer Berg, direkt neben dem Modeladen Kauf Dich Glücklich. SO1 steht an der Klingel, kurz für Segment of One. Während in den USA mehr als die Hälfte aller Handelsunternehmen mit sogenannten Price Intelligence Verfahren und dynamischen Preisen experimentiert, jeder zwanzigste Preis bereits personalisiert ist, während die Preisschilder in Frankreich zunehmend durch Digitalanzeigen ersetzt werden, ist das Berliner Start-up SO1 einer der ersten deutschen Anbieter für totale Preisdiskriminierung.
Hier arbeiten 15 Statistiker, ITler, Ökonomen. Menschen, die Google und Henkel verlassen haben, um eine Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Sie stecken hinter den roten Automaten in derzeit 30 Berliner Kaiser’s Testmärkten. Die Extrakarte sei eigentlich wie ein physischer Cookie, erklärt der junge Chef und Mitgründer Raimund Bau. SO1 trage die absolute Preisdifferenzierung aus dem Netz, wo Amazon oder Zalando längst so arbeiteten, in die Welt. Die Karten hätten eine anonyme Kundennummer, man brauche im Gegensatz zu anderen Kundenkarten keine persönlichen Informationen wie Namen oder Adresse. Darauf ist Bau stolz. Erfasst würden an der Kasse nur Kaufzeit, Produktnummer, Kartennummer und der gezahlte Preis. „Bei uns laufen die Daten aus den Kassen zusammen. Wir können beispielsweise identifizieren, wer ein Pepsikäufer ist, sogar wenn er nie Pepsi bei Kaiser’s gekauft hat.“ Das ergebe sich allein aus der erfassten Kombination gekaufter Produkte. Jedes Produkt sei ein statistischer Hinweis auf andere Produktvorlieben, so wie Weleda-Shampoo auf Bio-Obst hinweist.
Auf Basis der Wahrscheinlichkeiten, die aus Testmärkten bekannt seien, könnten nicht nur Vorlieben errechnet werden, so Bau, sondern auch die persönliche Zahlungsbereitschaft und Preissensibilität. „Wenn wir den Cola-Absatz erhöhen wollen, finden wir heraus, ob Du als Pepsi-Liebhaber für Cola ein potenzieller Kunde bist. Ob Du es wiederholt kaufen würdest, wenn Du es einmal ausprobierst. Wie viel wir Dir zahlen müssten, um Dich zum Cola-Kauf zu bringen.“ Lohne sich der Kunde für Cola, biete man ihm an den roten Automaten genau den passenden Preisnachlass für Cola. Resultat seien individuelle Preise.
Der gläserne Kunde
Heute arbeite SO1 noch mit Bons, bald werde vieles über Apps laufen, sagt Bau. „PayPal, Mastercard, Google arbeiten sicherlich an ähnlichen Methoden.“ Absolute Preisdiskriminierung sei eine weltweite Bewegung, die kaum aufzuhalten sei, weil in gesättigten Märkten wie dem Lebensmittelhandel der Preiswettkampf der einzige Weg sei, den Umsatz zu steigern. „Persil wäscht jetzt noch weißer“ ziehe nicht mehr, sagt Bau. Und altbekannte Promotionen via Coupons oder Rabattmarken hätten aufgrund der Streuung kaum Effekt. Sie würden vor allem von Leuten genutzt, die das Produkt sowieso kaufen würden. Die Extrakarte bringe dagegen pro Nutzer Umsatzsteigerungen im mittleren zweistelligen Prozentbereich. Für Bau eine Win-Win-Win-Win-Situation für Kunde, Händler, Produzent und SO1.
Das will sich auch IBM nicht entgehen lassen. Demandtec heißt die Software des Konzerns. Große Ketten, Lebensmittelhändler, Drogerien oder Baumärkte sollen sie nutzen, um ihre Preise auf Basis von persönlichen Kaufmustern, Konkurrenzpreisen oder anderen Einflüssen ständig zu optimieren. Das ermöglicht verschiedene Preise von Supermarkt zum Onlineshop zum Mobilgerät oder zwischen Gebieten. Eine zweite IBM-Software namens Xtify bietet Techniken, um Kunden jederzeit ortsbezogen mit Angeboten anzusprechen.
Alle Informationen werden zusammengenommen
Viele Geschäfte haben sich derweil zu veritablen Überwachungsdiensten entwickelt. Das Ziel: Kunden bis ins Detail ausforschen. In der Schweiz können die beiden führenden Supermarktketten Migros und Coop 80 Prozent aller Einkäufe Haushalten zuordnen, dank der Kundenkarten. Niemand weiß mehr über die Schweizer, über ihre Allergien, Aufenthaltsorte, Gewohnheiten, Familienstrukturen, Adressen. Bei der US-Kette Safeways nutzt fast die Hälfte aller Kunden eine App, die ihnen im Supermarkt spezifische Nachlässe anzeigt, beruhend auf der eigenen Shoppingvergangenheit. So entstehen personalisierte Preise.
Ich habe Harry Brot und Barilla Nudeln verbilligt gekauft. Die beiden Angebote fehlen jetzt auf dem dritten Ausdruck. Sonst ist alles beim Alten. Noch ein Einkauf, dann kann ich sehen, was der Kaiser’s Algorithmus von mir denkt. Ob er mir Cola anbietet?
„Von der Ernährung über die Mobilität bis zur Energieversorgung sind elementare Bereiche unseres Lebens von den neuen Preismodellen betroffen“, sagt der St. Galler Ökonom und Zukunftsforscher Joël Cachelin. Und diese Preise würden durch uns unbekannte und unüberprüfbare Kriterien bestimmt.
Alles wird verknüpft
Die für den Einzelnen bedrohlichste Möglichkeit wäre künftig die Verknüpfung aller Informationen über Firmen und Netzwerke hinweg. Jede unserer Handlungen und Äußerungen, auch vergangene, würde den Preis beeinflussen, den wir für etwas zahlen. Das Netz würde zu einer Art Credit History, wie Kritiker des neuen Facebook Werbedienstes Atlas befürchten.
In Dänemark bietet der Reiseveranstalter Spies derzeit schon Sonderpreise für Paare an, die in ihren Ferien nachweislich ein Kind zeugen. Der Werbegag ist ein Versuch, mit Preisen einem der größten Probleme Dänemarks zu begegnen: dem Mangel an Nachwuchs. Preise sind eines der wichtigsten Steuerungsmittel unserer Gesellschaft. Sie sind Politik. „Die Zeiten des Sozialvertrags im Preis gehen zu Ende“, sagt Florian Stahl. Zukünftig könnten Menschen sogar Identitäten tauschen, um niedrigere Preise zu zahlen.
Brotpreise starten Revolutionen. Was aber passiert mit einer Gesellschaft, deren Preissystem sich komplett ändert?
Nach dem dritten Einkauf gehe ich zum Automaten, um endlich mein persönliches Angebot zu erhalten. Das Licht des Scanners wärmt meine Hand. Mein Rabatt erscheint mit sanftem Summen. 20 Prozent auf Bärenmarke Milch, 40 Prozent auf Lätta Margarine.
Die Sueddeutsche schließt den Themenblock: http://www.sueddeutsche.de/digital/neues-produkt-echo-amazon-erfindet-den-lauschsprecher-1.2209840
Amazon erfindet den Lauschsprecher
Amazon Echo: Eine Dystopie in Zylinderform.
Die Gebrauchsanweisung für Amazons neues Produkt hat in ihrer deutschen Ausgabe 351 Seiten und erzählt nebenbei noch die Geschichte einer totalitären Diktatur. Es ist das Buch „1984“ von George Orwell – und das wichtigste Instrument in dieser Dystopie ist der Televisor, der bei allen Bürgern zu Hause fest installiert ist. Er hört alles, kann sprechen und dient auch als Fernseher.
Einen kleinen Unterschied gibt es allerdings: Ein Fernseher ist Amazons „Echo“ nicht und es bleibt auch jedem selbst überlassen, ob er die kleine, schicke, schwarze Säule bei sich zu Hause aufstellt, wo sie fortan auf Sprachkommando reagiert und ihrem Besitzer Fragen beantwortet. Wie zum Beispiel: Alexa, wie viel Uhr ist es? Alexa, wie buchstabiert man Mountainbike? Alexa, wie kocht man Bolognese? Das Codewort Alexa aktiviert Echo.
Das Gerät kann all das, weil es permanent mit dem Netz verbunden ist – und weil Echo offenbar alles hört, was um die kleine Säule herum gesprochen wird. Kein Hersteller hatte bislang die Chuzpe, dieses Gerät wirklich zu bauen und anzubieten. Amazon, der Lieferkonzern, hat die Chuzpe, unsere Gesellschaft zu verändern. Wenig innovative Buchhandlungen und Verlage zu ruinieren. Unseren Konsum zu protokollieren. Produkte will der Konzern seinen Kunden künftig per Drohne liefern – Amazon weiß schon, was gut für uns ist. Dieser Konzern also hat den Televisor gebaut. Herzlichen Glückwunsch!
Die Standleitung zu einem Amazon-Server
Und warum auch nicht. Die gesamte Umgebung um uns herum sammelt Daten. Unsere Handys sowieso, unsere Autos, Bankautomaten, Kassen, Kameras, öffentliche wie private, Payback-Karten, Webseiten, die wir besuchen. Dass Echo da so heraussticht, liegt an zwei Aspekten. Erstens: Echo soll im Wohn- und Schlafzimmer stehen. Das Gerät überwacht – oder bereichert – unser zu Hause. Zweitens: Echo ist, wie man es von Amazon kennt und erwartet, ein besonders innovatives Produkt. Es ist ein Wagnis, aber eines das sich lohnen könnte. Echo rückt uns dort näher ans Netz, wo wir bislang konsequent offline sind. Im Wohnzimmer, beim Faulenzen, beim Kochen, beim Schlafen, im Bett. Echo ist, einem Handy nicht unähnlich, die Standleitung unseres Lebens zu einem Amazon-Server. 199 Dollar kostet das Gerät in den USA, bislang können nicht alle Kunden bestellen, Amazon testet noch, wie das neue, ungewohnte Gerät angenommen wird.
Vielleicht hat Amazon deshalb einen betont konservativen Werbespot zu Echo gedreht, der vor allem suggeriert: Echo macht das Leben einfacher. Ansonsten bleibt alles, wie es ist. Vati hört die Nachrichten mit Echo, Mutti kann den neuen Mitbewohner erst nicht richtig bedienen, aber rafft es dann doch noch – so einfach ist Echo! – und kann in Ruhe mit Echos Hilfe kochen. Und es stimmt ja auch: Nicht das Gerät ist das größte Problem, sondern die fehlenden Regeln für das Gerät. Der Zwang, dem Kunden transparent zu zeigen, was mit ihm geschieht, wenn er das Gerät verwendet. Echo ist nämlich nur die Vorderseite des Produktes, das man erwirbt. Den schwarzen Zylinder kann man anfassen, aber für den Kunden nicht greifbar ist der Amazon-Webserver, der mit Echo verbunden ist und der mit jedem Wort, das in Echos Hörweite fällt, dazu lernt. Über den Sprechenden. Über seinen Tonfall, seine Stimmung, seine Wünsche, seine Probleme, seine Hoffnungen, sein Leben.
Daten, die besonders wertvoll sind
Echo sammelt jene Kategorie von Daten, die besonders wertvoll und besonders kritisch ist, nämlich personenbezogene Daten. Und der Service wäre nicht halb so bedenklich, wenn er klar geregelt wäre und für den Nutzer vollkommen transparent wäre, wie und wo seine Daten liegen, wer sie bekommt und was mit ihnen angestellt wird. Aber welchen Gesetzen gehorcht Echo überhaupt? Amerikanischen? Deutschen? Wer hat Zugriff auf die Daten? Was geschieht mit den Profilen, die unweigerlich entstehen, wenn Echo immer lauscht?
Amazon in Deutschland konnte eine entsprechende Anfrage der Süddeutschen Zeitung nicht beantworten und verweist auf die amerikanische Pressestelle, die bislang nicht reagiert hat. Auf der Echo Produktseite, auf der sich bislang nur amerikanische Nutzer um ein Gerät bewerben können, sind die Vorteile von Echo ausführlich erklärt. Der tolle Klang der Lautsprecher, wie genau Echo höre, was gesprochen wird, wie sich Echo mit anderen Geräten verbinden lässt. Der Hinweis zum Datenschutz aber führt nur zur ganz gewöhnlichen Amazon.com-Datenschutzseite, die Allgemeinplätze und Standardtexte für den Nutzer bereithält. Wer Echo besitzt, weiß deshalb tatsächlich nicht, wie ihm geschieht. Vielleicht ist es nochmal an der Zeit, die 351 Seiten der inoffiziellen Gebrauchsanweisung zu lesen.
Patente in Österreich – Hitliste der fleißigsten Regionen
Die Karte zeigt die Verteilung der zwischen 2009 und 2013 erteilten Patente je 10.000 Einwohner, aufgeschlüsselt nach Bezirken. Erfasst sind Unternehmen, Universitäten und private Tüftler, die vom Österreichen Patentamt einen 20 Jahre währenden Schutz erhalten haben. Insgesamt wurden im Erfassungszeitram 7533 Patente erteilt. Erkennbar ist, dass in jenen Bezirken mehr Patente eingereicht wurden, in denen viele Unternehmen konzentriert sind. Besonders sticht die Region von Ried im Innkreis bis Perg hervor. Nach absoluten Zahlen liegt übrigens der Grazer Motorenbauer mit 308 Patenten an der Spitze.
Quelle: http://derstandard.at/2000007836947/Erteilte-Patente-in-Oesterreich
Marketiers im Disruptionsstress
Kaum eine Branche oder Traditions-Marke, die nicht vom Aufstieg neuer Wettbewerber betroffen ist. Marketing und Werbung dürfen die Innovationen des digitalen Zeitalters nicht weiter ignorieren. Es ist ihre letzte Chance, die Rolle des Vorreiters zu übernehmen.
Das Ergebnis der diesjährigen Studie „Die Lieblingsmarken der Deutschen“ der Brandmeyer Markenberatung gleicht einer Sensation: Coca-Cola, im vergangenen Jahr noch die bestplatzierte Lebensmittelmarke, verliert elf Rangplätze. Die Marke – nunmehr auf Rang 25 – muss sich sogar von der Bio-Marke Alnatura schlagen lassen, die zum ersten Mal den Aufstieg in die Top 50 der beliebtesten Lebensmittelmarken schafft und gleich auf Rang 12 landet.
Bei Frauen steht Bionade sogar auf Platz sieben. Die klebrige US-Brause liegt inzwischen gleichauf mit dem Bio-Pionier Demeter, der es ebenfalls unter die bestplatzierten Marken schaffte. Bio schlägt Brause.
Selbst mit den Trend-Marken Apple und Samsung geht es bergab. Es stellt sich nun die Frage: Wann sind die Nächsten dran? Wann stürzen Nivea und womöglich auch BMW und Audi in der Gunst der Verbraucher ab? Tesla steht bereits in den Startlöchern.
An solche Sensationen werden sich die Traditionsmarken ebenso wie ganze Branchen gewöhnen müssen. Schuld daran ist die Digitalisierung. Sie macht die Märkte mitsamt ihrer tradierten Marken transparent wie noch nie. Sie gibt dem Verbraucher mehr Macht als je zuvor, seine Bedürfnisse zu formulieren und seine Gunst neu auf die Markenwelt zu verteilen. Vor allem aber macht sie es neuen Anbietern leichter denn je, sich in der neu formierenden Markenwelt zu platzieren – und die vormals unangreifbaren Größen des Marktes abzuhängen.
Disruption ersetzt business as usual
Ganze Märkte stehen vor ungeahnten Disruptionen. Jeder weiß, dass Amazon und Ebay den Einzelhandel verändern, gar die Existenz ganzer Branchen wie den Buchhandel gefährden; dass Buchungsplattformen wie Booking.com und HRS.de die Reisebüros überflüssig machen. Dafür sorgt jeder von uns täglich. Und nirgends wird der Kampf der stationären Einzelhandels-Bastionen deutlicher als bei den bislang fruchtlosen Bemühungen von MediaMarkt und Saturn, ihre Kunden zu halten und zurückzugewinnen.
iTunes revolutionierte den Musikmarkt. Zalando stellt den stationären Schuh- und Textilhandel in Frage. Der textile Fachhandel muss zudem mit ansehen, wie neue Anbieter namens Modomoto und Outfittery die individuelle Kundenberatung übernehmen und damit ebenso wie unzählige Fashion-Blogger an die Stelle der ehemaligen (meist ohnehin schlecht ausgebildeten) Fachverkäufer treten.
Sie übernehmen die Empfehlungsfunktion und verlinken gleich auf Online-Shops – allerdings eher auf net-a-porter.com als auf peek-cloppenburg.de. Keine Branche ist mehr sicher vor den Umwälzungen des digitalen Wandels. Business as usual kann sich niemand mehr erlauben.
Die „Share Economy“ lässt überall neue Online-Vermittlungsbörsen entstehen. Uber stellt das herkömmliche Taxi-Unternehmen in Frage, Airbnb greift erfolgreich nach Marktanteilen im Hotelgewerbe. Jeder fünfte Deutsche hat solche Angebote bereits wahrgenommen. Tendenz steigend. Vor allem aber: Diese innovativen Start-ups beschreiben und betreiben das neue, digitale Marketing in seiner reinsten Form.
Glaubte die Lufthansa bislang, Air Berlin sei der größte Wettbewerber, muss sie nun mit ansehen, wie der Billigflieger Easyjet die Streikphase der Kranich-Piloten ausnutzt und erstmals um deutsche Geschäftskunden wirbt. Das Unternehmen wildert ausgerechnet mit dem Thema Pünktlichkeit in der Kernzielgruppe des Noch-Marktführers. Das neue Motto im Marketing heißt „Jeder gegen Jeden“. Keine Marke ist mehr vor Angriffen sicher.
Die Kleinen fressen die Großen. Die größten Marken werden zum Freiwild für die schier unüberschaubare Schar der neuen Kleinen, die die Vorzüge der digitalen Medienwelt nutzen, um sich fast mühelos Bekanntheit und Vertrauen in ihren immer größer werdenden Zielgruppen zu ergattern.
Alyssa McDonald lehrt mit Blyss die Schokoladen-Konzerne das Fürchten und zeigt vorbildlich, wie man echte Schokolade macht. Emmas Enkel definieren den Lebensmittel-Einkauf neu. Nur ihr Name ist noch eine Leihgabe aus der guten, alten Tante Emma-Zeit.
Immer mehr Marken greifen nach Marktanteilen, ohne sich dabei traditioneller Werbung zu bedienen. Sie bauen ihre Markenwelten mithilfe sozialer Netzwerke und YouTube-Kanälen auf. Dass dabei nicht alle Old-Economy-Unternehmen tatenlos zusehen, beweist die Otto-Gruppe mit ihrem Start-up „Collins“, das jüngst den neuen Online-Shop „About You“ startete. Auch Rewe ist inzwischen aufgewacht und stellt sich den neuen Marktanforderungen.
Wie sehr die jungen, digitalen Unternehmen bereits an den Märkten der Old Economy nagen, zeigt sich auch an der Erhebung der weltweit beliebtesten Arbeitgeber. Darin platzieren sich Uber, Adobe, Airbnb und Booking.com erstmals unter den Top 100, während Traditionsunternehmen wie Procter & Gamble, Shell, McKinsey, Boston Consulting und Danone zu den Verlierern zählen. BMW und Roche büßen innerhalb eines einzigen Jahres sogar 22 Rangplätze ein.
Sie alle verlieren im Kampf um die besten Arbeitnehmer zunehmend an Gunst und Rang. Vier der ersten fünf Plätze belegen ohnehin die Digital-Fürsten Google, Apple, Microsoft und Facebook. Wenn die Traditions-Unternehmen auch den Kampf um die besten Leute verlieren, sind sie in Zukunft nichts mehr wert.