Archiv für den Monat Mai 2013

Produktentwicklung – Pitch – Investorentermine

„Meine Tage in Kalifornien beginnen normalerweise gegen halb sechs Uhr in der Früh. Am Anfang sorgt der Jetlag dafür, dass man um diese Zeit auch ohne Wecker aufwacht. Danach wird es einfach zur Gewohnheit. So bekommt man noch ein Stück des österreichischen Arbeitstages mit und kann E-Mails und verpasste Anrufe beantworten. Nach dem Frühstück beginnt dann die eigentliche Arbeit, bestehend aus Produktentwicklung, Unternehmenspräsentation (Pitch), Investorenterminen und Administration.

Produktentwicklung

Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry hat es auf den Punkt gebracht: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ In der Produktentwicklung geht es – neben der Funktion – vor allem um das Kundenerlebnis. Die Bedienung sollte intuitiv sein und schnell den gewünschten Erfolg bringen. Man ist selbst meist betriebsblind, weshalb die Einbringung potentieller User bereits in frühen Phasen essenziell ist. Im Silicon Valley ist ein Kult um User-Tests entstanden. Es ist üblich, diese auf Facebook oder Craig’s List zu bewerben und als Entlohnung Gutscheine für Amazon oder iTunes anzubieten. Oft braucht man nur zwei bis drei Test-User, um herauszufinden, ob das neue Feature funktioniert oder nicht.

Unternehmenspräsentation – auch Pitch genannt

Bei der Unternehmenspräsentation – dem Pitch – verhält es sich ähnlich. Meistens hat man zwischen zwei und fünf Minuten Zeit, um sein Unternehmen zu präsentieren. So lernt man schnell gleich zum Punkt zu kommen. Der ideale Pitch besteht aus folgenden Komponenten: der Beschreibung des Problems, der Vorstellung des eigenen Produktes, dem Marktpotential, den bisherigen Erfolgen des Unternehmens (Wachstumsrate, namhafter Kunde), dem Team und aus welchem Grund man pitcht (Geld, Unterstützung, Partnerschaft). Man sollte in der Lage sein, sein Unternehmen in 30 Sekunden (Elevator Pitch), in 2 bis 3 Minuten und in 10 bis 15 Minuten zu beschreiben. Dafür gibt es jeweils eine Präsentationen, die man bei Interesse verschicken kann. Der Pitch ist die Eintrittskarte, mit der man begeistern kann und muss. Je genauer man weiß, was man will, desto eher gibt es einen Follow-Up Termin.

Investorentermine

Das Wichtigste zuerst: Bevor man nach Geld sucht, sollte man eine sogenannte „Advisory Round“ machen, in der man Unterstützung von Experten für Anteile am Unternehmen bekommt. Diese helfen dann in der Produktentwicklung, dem Business Development oder haben ein Netzwerk an potentiellen Investoren. Letztere wollen in Wahrheit drei Dinge: Ein tolles Team – bestehend aus einem Techniker, einem Designer und einem Branchenexperten, ein tolles Produkt – das bereits von Kunden genutzt wird und einem vielversprechenden Markt. Das gilt es, bei einem Investorentermin zu vermitteln. Ich hatte dutzende Termine unter anderem in Glaspalästen oder in Fast Food Restaurants. Die Fragen sind aber immer die gleichen: Was ist deine Vision? Erzähl mir etwas über euer Team! Woran arbeitet ihr gerade? Wer hat sonst noch in euch investiert? Was wollt ihr mit dem Geld machen, dass ich euch gebe?
Wenn man dann 30 bis 60 Minuten Rede und Antwort gestanden hat, darf man noch seine Unterlagen schicken und auf eine positive Reaktion hoffen. Oft ist es jedoch ein „Nein“, wobei das nicht wirklich wichtig ist. In Wahrheit geht es darum, Interesse zu wecken, mit den Leuten in Kontakt zu bleiben, sie regelmäßig über Neuigkeiten zu informieren und sie eventuell zu einem späteren Zeitpunkt nochmals anzusprechen.“

(Harald Trautsch, derStandard.at,16.5. 2013)

Quelle: http://derstandard.at/1363711247079/Ein-typischer-Tag-im-Silicon-Valley